Labor: Modelle für Virtuelle Realitäten

Wochenstunden:

Vorlesung + Gruppenarbeit
Prüfungsart: Laborübung
Frequenz: jährlich (Sommersemester)
Credit Points: 6, unbenotet

 

Die Evolution der Technik erlaubt es uns zunehmend, immer realistischere Umgebungen zu simulieren. Die Einsatzmöglichkeiten für virtuelle Realitäten sind nahezu unbegrenzt. Seien es Medizin, Lernumgebungen, komplexe Physiksimulationen oder Spiele, virtuelle Realitäten werden bereits in den verschiedensten Anwendungsfeldern eingesetzt. Dabei hat nicht nur die graphische Darstellung erhebliche Fortschritte gemacht, auch der Realismus der Simulationen hat sich durch immer komplexere physikalische Modelle dramatisch verbessert. Neue Interaktionsmethoden wie z.B. haptische Geräte haben ihren Teil dazu beigetragen, die Immersion eines Benutzers in eine virtuelle Umgebung immer vollständiger zu gestalten. Die Methoden, die zu diesem Zweck eingesetzt werden, sind genauso vielfältig wie die Anwendungsgebiete und werden kontinuierlich weiterentwickelt. In diesem Labor wollen wir Studenten mit den nötigsten Techniken vertraut machen, die speziell in der Physiksimulation virtueller Realtitäten zum Einsatz kommen.


Schwerpunkte des Labors werden dabei sein:

  • Simulation fester Objekte
  • Deformierbare Körper
  • Kollisionserkennung
  • Kontaktmechanik
  • Fluidsimulation
  • Haptische Interaktion

Newton'sche Dynamik

Die An­wen­dung be­kann­ter Er­hal­tungs­prin­zi­pi­en und den New­ton'schen Ge­set­zen führt zu einer in­tui­ti­ven Be­schrei­bung phy­si­ka­li­scher Sys­te­me, die bei­spiels­wei­se für Par­ti­kel- oder Starr­kör­per­si­mu­la­tio­nen zum Ein­satz kommt. Das Labor wird eine kurze Ein­füh­rung in die Grund­la­gen geben, und den Ein­satz die­ser viel­sei­ti­gen Tech­nik in ver­schie­de­nen Be­rei­chen de­mons­trie­ren. Der aus dem zwei­ten New­ton'schen Ge­setz

F = m a = m r''

her­ge­lei­te­te An­satz führt zu einem ein­fa­chen Dif­fe­ren­ti­al­glei­chungs­sys­tem, für das ver­schie­de­ne Lö­sungs­stra­te­gi­en vor­ge­stellt wer­den, z.B. das ex­pli­zi­te Eu­ler­ver­fah­ren, in der die Ab­lei­tung durch die Dif­fe­renz wäh­rend eines Zeit­schrit­tes an­ge­nä­hert wird.

Die Diskussion beginnt bei einfachen Partikelsystemen, in denen die einzelnen Partikel nur eine Position, Geschwindigkeit und Masse besitzen. Diese Darstellung wird schrittweise erweitert, um komplexere Simulationen zu ermöglichen. Um Starrkörperphysik darstellen zu können, wird z.B. eine zusätzliche Beschreibung ausgedehnter Massen und deren Rotation unter der Einwirkung von Kräften benötigt. Eine Kollisionserkennung ermöglicht dann eine Interaktion zwischen einzelnen Objekten. Grundzüge der Kontaktmechanik werden vorgestellt, und in die Simulation integriert. Für die Simulation von deformierbaren Körpern verwenden wir anfangs eine Feder-Masse-Simulation, die einen guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und zumindest visueller Genauigkeit darstellt.

Textilsimulation

Die Simulation von Feder-Masse-Systeme ermöglicht einem deformierbare Objekte wie Seile oder Textilien mit wenig Rechenaufwand zu simulieren. Zusätzlich zu den üblichen Federkräften werden spezielle Kräfte eingeführt, die wichtige Eigenschaften wie Biege- und Scherkräfte innerhalb eines Textils berücksichtigt. Dieses Modell ermöglicht die Simulation eines Textils so realistisch wie möglich zu machen ohne dabei die Echtzeitfähigkeit zu verlieren. 

Da die Anwendungen der Fluidmechanik komplex genug sind, um ein eigenes Labor oder eine Vorlesung zu füllen, stellen wir exemplarisch einen partikelbasierten Ansatz vor, die sogenannten smoothed particle hydrodynamics, in der die physikalischen Eigenschaften des simulierten Mediums an einem Punkt aus den Werten benachbarter Partikel abgeleitet werden. So wird der Einfluss einzelner Partikel auf Größen wie Druck und Flußgeschwindigkeit durch einen sogenannten Kernel dargestellt. Eine zusätzliche Herausforderung sind die, im Gegensatz zum Textil, hochgradig veränderlichen Nachbarschaftsbeziehungen zwischen den Partikeln, die in jedem Simulationsschritt neu berechnet werden müssen.

Die fundamentale Gleichung der Fluiddynamik wird vorgestellt und angewendet um eine einfache Simulation zu erstellen. 

Umfang und Ablauf

Das Labor fin­det wäh­rend der Vor­le­sungs­zeit wö­chent­lich statt. Die La­bor­teil­neh­mer wer­den nach einer kur­zen Ein­füh­rungs­pha­se in Pro­jekt­grup­pen un­ter­teilt und be­ar­bei­ten ihren The­men­be­reich in se­pa­ra­ten Grup­pen. Kurz vor Ende der Vor­le­sungs­zeit stellt dann jede Grup­pe ihre Ar­beit de­tail­liert vor, so­dass das Labor zum Ende der Vor­le­sungs­zeit ab­ge­schlos­sen ist. Der erste La­bor­ter­min ist am 17. April 2015 um 14:00 im Stahl­bau­saal (F435). Dort kann even­tu­ell auch ein an­de­rer Ter­min aus­ge­han­delt wer­den.

Sommersemester 2012

Im Som­mer­se­mes­ter 2012 haben die Stu­dierenden des Kur­ses unter an­de­rem eine SPH Was­ser-Si­mu­la­ti­on und eine par­ti­kel­ba­sier­te Tex­til­si­mu­la­ti­on pro­gram­miert.

Sommersemester 2013

Im Som­mer­se­mes­ter 2013 haben die Stu­dierenden des Kur­ses unter an­de­rem eine Bil­lard Si­mu­la­ti­on und ein in­kom­pres­si­bles Eu­l­er­flu­id im­ple­men­tiert.

Sommersemester 2014

Im Sommersemster 2014 wurde eine umfangreiche Textilsimulation angefertigt. Die Ergebnisse können in dem Video angesehen werden. 

Gallerie